19.04.2024
Lesedauer: 5 Minuten

Wechsel des einheitlichen Firmen­auftritts auf Konstruktions­unterlagen

In diesem Artikel

    Immer wieder werden Firmen umbenannt, Bereiche ausgegründet oder verkauft. Häufig müssen im Zuge solcher Umfirmierungen tausende Zeichnungen und weitere Konstruktionsunterlagen an den neuen Firmenauftritt angepasst werden. Mit unserer Digital Process Factory (DPF) und künstlicher Intelligenz können wir für unsere Kunden diese Umstellung des Firmenauftritts jetzt automatisieren.

    Können Sie sich noch an den Beitrag zur Automatischen Bestempelung und die Aufgabenstellung erinnern? Leonardo da Vinci hatte Probleme, seine technischen Zeichnungen prozessgerecht zu kennzeichnen.

    Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Wir schreiben das Jahr 1530. Leonardo ist 11 Jahre tot. Viele Konstruktionen zu Kriegsmaschinen schlummern in seinem Erbe. Michelangelo Buonarroti wird von den Oberen seiner Heimatstadt Florenz ersucht, die Stadt mit Maschinen für die Verteidigung auszustatten. Kaiser und Papst stehen mit ihren Heeren vor der Stadt. Michelangelo greift auf die Zeichnungen von Leonardo zurück und lässt danach Kriegsmaschinen bauen.

    Darf er das? Sicher ist sicher: Er will in allen Zeichnungen die Logos, Namen und Eigentumsvermerke auf sich ändern. Und es sind einige Bücher voll. Aber SEAL Systems kann helfen.

    Technische Zeichnung

    Die Aufgabenstellung

    Bei der Ausgründung eines neuen Unternehmens kann dieses auch Rechte an Produkten mitnehmen. Diese Produkte sollen dann natürlich mit dem Firmenauftritt des neuen Unternehmens beworben und verkauft werden. Firmenlogo, Firmenname, Copyright, Vertraulichkeitsvermerke und mehr sollen nur noch das neue Unternehmen zeigen. Große Datenmengen und ein enger Zeitplan sind typisch für solch ein Projekt.

    Darum wird ein automatisierter Prozess gebraucht, der:

    • die Dokumente im Dokumentenmanagement identifiziert und entnimmt
    • zwischenzeitlich jeden in Arbeit befindliche Datensatz im DMS entsprechend gekennzeichnet
    • die Position der Logos, Namen, Copyrights etc. findet
    • die neuen Informationen skaliert und an die richtige Stelle stempelt
    • optional eine interaktive Qualitätssicherung auf Stichprobenbasis erlaubt
    • und die geänderten Dateien wieder im DMS abgelegt.

    Logos und Firmennamen findet man meist im Schriftfeld, die exakte Position ist aber unbekannt. Das menschliche Auge sieht sie sofort. Aber wie automatisiert man das Finden per Software.

    Positionen Logo und Firmenname auf einer technischen Zeichnung

    Damit es nicht zu einfach wird, gibt es unterschiedliche Varianten des Logos; je nach Ursprungsjahr oder Dokumentenart. Vielleicht stammen auch Zeichnungen aus weiteren Vorgängerfirmen?

    Symbolbild - Auswahl verschiedener Logos

    Die Vertraulichkeitsvermerke stehen in der linken unteren Ecke.

    Screenshot Vertraulichkeitsvermerke

    Wer sucht, der findet

    Um das Problem beherrschbar zu machen, müssen aus der Menge aller Zeichnungen Cluster gebildet werden, in denen ähnliche Logos verwendet werden. Das kann man durch die Betrachtung einzelner Jahrgänge, Projekte, Autoren­gruppen oder ähnliches erreichen. Aus dem SAP-DVS werden dazu die entsprechenden Teilmengen entnommen. Dafür nutzt man am besten unser Tool „Extended Search & Action“ mit einer erweiterten Suchfunktionalität für SAP-Dokumente und verschiedenen Filter- und Eingabemöglichkeiten.

    In einem Merkmal an dem betreffenden Dokumentinfo-Sätzen wird markiert, dass ein Original dem Anpass-Prozess zugeführt wurde. So können andere Prozesse beim Zugriff auf ein solches Original entsprechend reagieren.

    Die Software bekommt zum Training eine Anzahl Templates, die die Suche fördern.

    Der DPF-basierte Workflow ermittelt mit Hilfe von OpenCV (Library für Computer Vision) und evtl. unterstützt durch KI-Methoden (Tensorflow oder Azure AI Services) das umschließende Rechteck für das Logo, den Firmennamen, Copyright und Vertraulichkeitsvermerk.

    Automatische Erfassung eines Logos

    Hier wurde zum Beispiel das Logo gefunden. An die ermittelte Position wird das neue Logo als Stempel aufgebracht. Der Stempel wird so erzeugt, dass er automatisch wiederauffindbar ist und somit auch wieder gelöscht oder erneut ausgetauscht werden kann.

    Werden die gesuchten Positionen nicht gefunden, so wird die betreffende Datei als fehlerhaft aussortiert. Sie kann jetzt manuell nachbearbeitet werden oder für ein erneutes Training der Erkennung verwendet werden.

    Die Software ermittelt auch die Vertrauenswürdigkeit der gefundenen Position. Treffer mit geringer Vertraulichkeit können somit manuell nachgeprüft werden, um Fehler zu vermeiden.

    Um die Qualität zu sichern, muss zudem eine gewisse Menge an Umsetzungen vom Menschen gesichtet werden. Das System entnimmt automatisch nach einem Zufallsprinzip eine vorgebbare Teilmenge. Dem Bediener wird die Prüfliste dann in einem gesonderten Client mit einer Vorschaumöglichkeit angeboten.

    Der Gesamtprozess sieht so aus:

    Prozess Einheitlichkeit

    Fazit

    Wir hatten schon häufiger ähnliche Anfragen, aber nie die richtigen Werkzeuge, um die Anforderungen zu erfüllen. Jetzt ist die Technik so weit, dass eine Lösung wirtschaftlich implementiert werden kann.

    Ein solches Projekt zeigt auch, dass es im Umfeld des Enterprise Output Managements Ideen für den Einsatz von KI (Künstliche Intelligenz) gibt. Es lohnt sich, dass wir uns damit auseinandersetzen und darüber nachdenken, wo sich im Unternehmen oder beim Kunden mit KI Prozesse verbessern oder überhaupt erst automatisieren lassen.

    Neugierig geworden? 

    Sie planen eine Umstellung ihres Firmenauftritts? Wir helfen Ihnen gerne dabei die Prozesse bei einem Rebranding zu automatisieren. Kontaktieren Sie uns für weitere Informationen!