15.04.2019
Lesedauer: 4 Minuten

ISO-Normen für PDF: Alle PDF-Normen im Überblick

In diesem Artikel

    Seit Bestehen der PDF/A-Norm stellt SEAL Systems seinen Kunden Werkzeuge zur Verfügung, um vorhandene PDF- Dateien an diese Norm anzupassen oder Applikationsformate nach PDF/A zu konvertieren. Was hat es aber mit diesen PDF-Normen (PDF/A, PDF/E, PDF/X usw.) auf sich?

    Wir richten in diesem Artikel den Fokus auf ISO-Normen zu PDF.

    PDF

    Das Portable Document Format (PDF) wurde von Adobe entwickelt und 1992 veröffentlicht. Die Veröffentlichung und damit verbindliche Definition des Formats erfolgte in der sogenannten PDF-Referenz. Die letzte PDF-Referenz war die 1.7. Diese wurde an die ISO zur Normung gegeben und 2008 als ISO 32.000-1 freigegeben. Trotz gewaltiger redaktioneller Arbeit sind beide Beschreibungen aber dem Geiste nach gleich.

    2017 wurde der zweite Teil der PDF-Norm veröffentlicht.

    Weiterentwicklungen an dieser Norm werden derzeit von der PDF Association vorgenommen, in der auch SEAL Systems Mitglied ist.

    Obwohl PDF eine ISO-Norm ist, so gibt es doch proprietäre Erweiterungen von Adobe, die außerhalb der Norm liegen: XFA-Formulartechniken und manche Portfolio-Arten gehören dazu.

    PDF/A

    Bevor wir auf andere PDF-Normen eingehen sei zunächst noch einmal kurz die Geschichte der PDF/A (ISO 19.005)-Norm wiederholt. PDF/A fokussiert auf die Nutzung von PDF als Langzeitarchivformat. Das bedeutet, dass nicht alle PDF-Dateien in einem Unternehmen auch PDF/A-konform sein müssen. Vielmehr wird PDF zunehmend zu einem lebenden Format, stellt fast schon ein Applikationsformat dar. Aktuell steht diese Norm mit dem Teil 4 zur Verfügung.

    Ab dem 2. Teil der PDF/A-Norm basiert diese auf einem ISO-genormten PDF (ISO 32.000). Bis zur Version 1.7 war PDF eine sog. PDF-Referenz der Firma Adobe. Seit 2017 liegt die PDF-Norm in seinem zweiten Teil vor – PDF Version 2.0.

    PDF/A bis einschließlich PDF/A-3 erlaubt noch keine 3D Inhalte, was gerade von vielen unserer Kunden in der Engineering Branche herbeigesehnt wurde. Das brächte nämlich die Möglichkeit zur genormten Archivierung von 3D-Geometrien. Aber PDF/A-4 ist seit Ende 2020 freigegeben. PDF/E wird nicht mehr weitergeführt. Stattdessen deckt PDF/A-4 die Archivierungsaspekte der PDF/E-Norm mit ab. Dieser neue Teil basiert auf PDF-Version 2.0 (ISO-32000-2). Die etwas verwirrende Vielfalt der Level der Vorgänger-Normteile wurde überarbeitet: es gibt nur noch f für flat und e für PDF-Dateien mit 3D Objekten.

    PDF/E

    PDF/E (ISO 24.517) hatte sich der Normung von PDF mit dem Fokus auf die Nutzung im Engineering verschrieben. Die Norm wurde erstmals 2008 frei gegeben und basierte noch auf der PDF Referenz 1.6. Dieser Norm fehlte aber der Archivierungsaspekt. Manche unserer Kunden haben aber Ideen der PDF/A-Norm sinnvoll auf PDF/E adaptiert. Die Normenaspekte von PDF/E sind in dem Teil 4 von PDF/A eingegangen.

    PDF/X

    Die älteste PDF-Norm aber ist PDF/X (15.930). Sie hat den Fokus auf die Druckvorstufe. Um aus PDF Vorlagen hochwertige Drucke zu erzeugen, müssen solche Dateien dieser Norm entsprechen. Der erste Teil erschien 2001. Diese Norm erfuhr seitdem eine stetige Weiterentwicklung und liegt derzeit in der aktuellen Fassung PDF/X-5 (ISO 15.930-8) vor, die auf der PDF-Referenz 1.6 basiert. Es ist möglich, PDF-Dateien zu erzeugen, die sowohl PDF/A als auch PDF/X konform sind.

    PDF/UA

    Zunehmend an Bedeutung gewinnt die Norm PDF/UA (ISO 14.289). Dabei steht UA für „Universal Accessability“. PDF bietet die Möglichkeit, viele, bei der Darstellung sichtbare Objekte, zusätzlich mit Bedeutungen zu markieren. Man spricht hier von Tagging. PDF/A greift bereits diese Idee auf und verlangt, dass z.B. zu jedem Bild ein erklärender Text vorhanden und die Sprache eindeutig definiert werden muss. PDF/UA stellt umfassende Qualitätskriterien an das Tagging. Überschriften, Felder von Tabellen, Bilder, Fußnoten, Keywords etc. werden zusätzlich so mit Metadaten bestückt, sodass man ihre Bedeutungen weitestgehend automatisch erkennen kann. Diese ermöglichen zusätzlicher Software, solche Dateien einem Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen vorzulesen – inklusive Informationen, die er zur Navigation in der Datei brauch. Dazu gehören Kapitelüberschriften und Informationen zur Erschließung des Inhalts, den er nicht sehen kann, wie etwa die Beschreibung von Bildern. Diese Norm wird zunehmend verbindlich für den öffentlichen Sektor, beginnend von europäischen Behörden abwärts. Viele Veröffentlichungen von Bundesbehörden werden bereits in PDF/UA publiziert. Und natürlich wären auch Bedienungsanleitung für alltägliche Gebrauchsgegenstände in PDF/UA für viele Menschen sehr hilfreich.

    PDF/VT

    Die Norm PDF/VT (ISO 16.612) hat schließlich den hochvolumigen und Transaktionsdruck im Fokus und wurde 2010 auf der Basis der PDF-Referenz 1.6 freigegeben. Sie ist eine weitere Spezialisierung der PDF/X-Norm.

    PDF/H

    Keine PDF-Norm ist hingehen PDF/H. Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Art Best-Practise aus dem Medizinbereich von 2008, um gut verwendbare PDF-Dateien zu erzeugen. Viele sinnvolle Aspekte findet man in PDF/A wieder.

    Weitere Informationen

    Insbesondere an die Normen PDF/A, PDF/X und PDF/E lassen sich nicht normkonforme PDF-Dateien automatisch anpassen. Sprechen Sie uns an, wenn Sie Bedarf an der Erzeugung solcher Dateien haben oder Altbeständen anpassen müssen!

    Und übrigens: Bis eine Norm den Stand „ISO-genormt“ erreicht hat, durchläuft sie mehrere Stati. Meist rückt sie aber erst in den Fokus der Anwender, wenn sie den Status CD (Committee Draft) erreicht hat. Über den vorletzten Status DIS (Draft International Standard), womit sie schon nahezu fertig ist, erreicht sie dann den finalen Status. Eine internationale Gruppe von Experten hat dann schon intensiv an dieser Norm gearbeitet. Häufig kann man sich bereits an einer Norm orientieren, wenn sie den Status „DIS“ erreicht hat. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei unserem Partner Callas, der als deutsche Vertreter hier sehr viel Arbeit leistet.

    Eine ISO-Norm kann auch weiterentwickelt werden. Sie erhält dann einen neuen „Teil“. Das bedeutet, dass ein Norm-Teil nie ungültig wird, sondern nur durch weitere Teile ergänzt wird. Innerhalb eines Teils kann es Abstufungen in der Norm geben, den sogenannten Levels. Gerne wird zur Vervollständigung der Normen-Nummer noch die Jahreszahl der Veröffentlichung nachgestellt.